(aus Berufsbild, Punkt 2.1)
Das Handeln der Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom, des Naturheilpraktikers mit eidg. Diplom basiert auf dem nachfolgenden grundlegenden Verständnis. Dieses Verständnis bringt zum Ausdruck, dass die Aufmerksamkeitsfokussierung beim alternativ-medizinischen Denken und Handeln bevorzugt, aber nicht ausschliesslich auf den Gesundungsprozessen (im Sinn der Salutogenese) liegt.
Das Menschenbild basiert auf den Aspekten...
- Einheit von Körper, Seele und Geist: Der Mensch wird als ganzheitliches Wesen verstanden. Orientierungsrahmen für therapeutisches Handeln ist ein bio-psycho-soziales Modell, welches die Fähigkeit zur menschlichen (Selbst-) Entwicklung einschliesst.
- Einzigartigkeit und Individualität: Jeder Mensch ist in seiner Persönlichkeit und seinem Organismus einzigartig, und dementsprechend sind auch Krankheitsgeschehen und Krankheitserleben immer individuell.
- Mensch und Umfeld: Der Mensch ist Teil der Natur und eingebettet in ein soziales und ökologisches Umfeld. Er nimmt fortwährend Einfluss darauf und wird selbst davon beeinflusst. Solche Wechselwirkungen, Einflüsse und Beziehungen werden in geeigneter Weise berücksichtigt.
Das Verständnis von Gesundheit und Krankheit beinhaltet...
- Selbstregulation: Alternativmedizin legt den Fokus auf die autonomen und aktiven Regulationsprozesse, welche die individuelle Gesundheit und Adaptionsfähigkeit des Menschen ordnen und steuern.
- Individualität und Subjektivität: Alternativmedizin orientiert sich an den individuellen Aspekten der einzelnen Patienten und ihrem individuellen Krankheitsgeschehen.
- Heterostase/Salutogenese: Das menschliche Leben bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Lebensgestaltung und -anpassung. Gesundheit und Krankheit sind keine statischen Zustände, sondern fortlaufende, dynamische Prozesse, die im Sinne eines Kontinuums fliessend ineinander übergehen. Alternativmedizinisches Handeln strebt nicht die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands vor Krankheitsausbruch an, sondern will mithelfen, einen neuen, bestenfalls gesünderen Zustand zu erarbeiten.
Das Verständnis therapeutischer Prozesse meint...
- Gesamtsystem: Basis für sämtliche Arbeits- und Denkprozesse ist das Selbstverständnis der jeweiligen Fachrichtung, welches im Sinne eines alternativmedizinischen Gesamtsystems die Vorgehensweise für die individualisierte Befunderhebung, Differenzialdiagnose und die Therapiemassnahmen definiert.
- Selbstregulationsprozesse stärken: Das therapeutische Bestreben ist darauf ausgerichtet, das individuelle Regulationsvermögen der Patientinnen und Patienten zu stärken und entsprechende Gesundungsprozesse zu unterstützen.
- Ressourcenorientierung: Alternativmedizin fördert und unterstützt die Gesundheit erhaltenden und heilenden Fähigkeiten und Möglichkeiten, welche beim einzelnen Patienten vorhanden sind.
- Ganzheitlichkeit: Jeder Mensch drückt sein Leiden durch individuelle physische, psychisch-geistige und soziale Symptome aus. Dieser individuelle Ausdruck in seiner Gesamtheit bildet die Grundlage und den Bezug einer alternativmedizinischen Diagnose und Therapie in den verschiedenen Fachrichtungen. Die Behandlung des Menschen in seiner Gesamtheit mit den autonomen Gesundungsfunktionen ist zentral und die Stärke alternativmedizinischer Handlungen.
- Nachhaltigkeit und Prävention: Alternativmedizinische Behandlungen sind darauf ausgerichtet, nicht nur die Gesundheit wieder herzustellen, sondern den Organismus insgesamt zu harmonisieren und zu stärken. Erfolgreich bewältigte Krankheiten hinterlassen Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen und tragen damit zu einer stabileren Gesundheit in der Zukunft bei.
- Beziehungsprozesse: Therapie ist immer auch eine direkte Begegnung zwischen Individuen, die sich gegenseitig beeinflussen. Dabei entstehen Resonanzen und Interaktionen auf verschiedenen Ebenen. In der Alternativmedizin wird die positive Beeinflussung des therapeutischen Prozesses durch die bewusste Gestaltung dieser Interaktionen gefördert.